DialogueGPT: Kommunikation trainieren mit KI
DialogueGPT für KI-gestützte Kommunikationstrainings vorgestellt
Wie können wir unseren Führungskräften hochwertige und vor allem interaktive Kommunikationstrainings anbieten – und das weltweit? Diese Frage stellten sich Corinna Jaron-Theiler und Manuel Schmidt von Festo. Es begann ein gemeinsamer Kreationsprozess mit imc, dessen Ergebnis bei einem exklusiven Event in Köln präsentiert wurde: DialogueGPT.
Kommunikation effektiv und skalierbar schulen
Als Unternehmen mit über 20.000 Mitarbeitenden weltweit war es eine Herausforderung für Festo, die Kommunikationsfähigkeiten der Führungskräfte effizient und einheitlich zu trainieren. Das geschah meist in Rollenspielen bei Live-Trainings. Doch diese fanden nur selten statt und waren zudem nicht verfügbar, wenn eine Führungskraft akut ein kompliziertes Gespräch vor sich hatte.
Corinna Jaron-Theiler erinnert sich: „Wir fragten uns: Wäre es nicht super, wenn wir ein schwieriges Gespräch vorab simulieren könnten, damit die Führungskraft sich darauf vorbereiten kann? Und wenn sie direkt Feedback bekommt, wie sie sich in der Simulation geschlagen hat und was sie verbessern kann?“
Ein gemeinsamer Entwicklungsprozess
Als Partner für dieses Projekt wählte Festo die imc, um zusätzliche Lernexpertise ins Boot zu holen. Dort wurde die Idee begeistert aufgenommen, denn imc-Vorstand Sven Becker ist überzeugt: „Es gibt Dinge, die wir nicht einfach lernen können, sondern trainieren müssen. Ich kann nicht ein Buch über das Saxofon lesen und dadurch lernen, es zu spielen. So ist es auch mit Kommunikation. Ein E-Learning dazu reicht nicht, wir müssen die Fähigkeiten immer wieder üben.“
Auch für Julian Kappich, Head of Content Products and Innovation bei imc, war schnell klar: „Rollenspiele für Kommunikationstrainings sind ein wirkungsvolles Mittel, aber in der Regel nur eingeschränkt verfügbar. Wir wussten: Wenn es uns gelingt, sie zu digitalisieren, können wir etwas Wertvolles schaffen.“
Der erste Prototyp wurde innerhalb von wenigen Wochen entwickelt und erhielt positives Feedback von einer ersten Gruppe bei Festo. Im Prozess waren zum Beispiel auch Betriebsrat und IT beteiligt, um IT-Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten und die Perspektive der Mitarbeitenden einzubringen.
Individuelle Trainings und Feedback von der KI – weltweit
In DialogueGPT können Nutzende ein bestimmtes Szenario auswählen, das sie simulieren wollen, zum Beispiel ein Gehaltsgespräch. Ihr Gegenüber bestimmen sie entweder aus einer Reihe von vorgefertigten Charakteren oder sie erstellen selbst eine Persona und definieren ihre charakterlichen Merkmale.
Nach dem Gespräch, das über einen Chat abläuft, erhalten sie ausführliches Feedback und Verbesserungsvorschläge. Für Manuel Schmidt ist dies das Herzstück des Tools: „Das Trainieren ist sehr hilfreich, aber für mich ist das Feedback das eigentliche Aha-Erlebnis“, erklärt er. „Es hält mir den Spiegel vor: War ich empathisch? Hatte ich eine gute Gesprächseröffnung oder bin ich mit der Tür ins Haus gefallen? Dadurch kann ich mich entwickeln.“
Corinna Jaron-Theiler betont bei der Vorstellung besonders die Möglichkeit, DialogueGPT weltweit für Trainings einzusetzen: „Unsere internationalen Teams können eine Konversation starten und bekommen Antworten in ihrer Sprache.“
Führungskräfte etablieren KI im Unternehmen
Bei Festo werden die Nutzenden durch DialogueGPT auf eine niedrigschwellige und interaktive Weise an KI herangeführt. Sie stärken ihre eigenen Kompetenzen und agieren gleichzeitig als Vorbilder für die gesamte Belegschaft.
Das funktioniert besonders gut, weil KI nicht um ihrer selbst willen eingesetzt wird, sondern für einen sinnvollen Zweck. „Das Tool nutzt KI, um einen emotionalen Dialog zu führen. Danach kommt erst die Analyse“, erklärt Manuel Schmidt. „So erreichen wir unser Ziel: Hirn, Herz und Hand gleichermaßen anzusprechen.“
Kommunikation trainieren mit KI: Wo geht die Reise hin?
Für die Zukunft sehen alle Beteiligten vielversprechende Möglichkeiten, wie in der anschließenden Diskussion mit dem KI-Experten Ekrem Namazci deutlich wird. Bei Festo haben bereits andere Abteilungen Interesse bekundet, zum Beispiel der Einkauf für das Training von Verkaufsverhandlungen. Außerdem sollen nach und nach alle Mitarbeitenden Zugang zum Tool erhalten, um ihre Kommunikation zu verbessern.
Sven Becker hält das für einen wichtigen Schritt: „Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT können Mitarbeitende eigenverantwortlicher machen. Sie werden selbst aktiv und rezipieren nicht nur bestehende Inhalte. Das ist eine Mindset-Veränderung.“
DialogueGPT wurde gemeinsam mit Festo entwickelt, wird in Zukunft aber auch für andere imc-Kunden verfügbar sein. Trainings mit unternehmensspezifischen Inhalten wären dann ebenfalls möglich, wie Julian Kappich erklärt: „Zwar stoßen LLMs natürlich an Grenzen, wenn es zum Beispiel um spezifisches Produktwissen geht. Doch unsere Kunden haben dieses Fachwissen. So könnten wir gemeinsam individuelle Trainingsszenarien entwickeln.“
Festo sieht für die Zukunft interessante Möglichkeiten durch eine Integration von DialogueGPT in Lernpfade: Zum Beispiel könnte in einem Training zu Konfliktmanagement die abschließende Prüfung nicht in einem Multiple-Choice-Test bestehen, sondern in einer Gesprächssimulation, in der das Gelernte direkt angewendet wird: Statt Wissen werden Kompetenzen geprüft.
Die Anwesenden bei der Veranstaltung in Köln konnten DialogueGPT selbst ausprobieren und stellten fest: Es funktioniert nicht nur, sondern macht auch Spaß. Moderator Ekrem Namazci fasst zum Abschluss zusammen: „Es ist ein sinnhaftes Tool, das die Geschäftswelt ein Stück besser machen kann. Denn es ermöglicht Führungskräften, an sich zu arbeiten, wertschätzender und inklusiver zu kommunizieren und auf ihre Mitarbeitenden einzugehen. Hier wird KI für etwas Gutes eingesetzt.“